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Lebenslösungen Gefühle fühlen
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Author | Topic: Gefühle fühlen |
Marena Member |
posted 04 May 2006 09:22
Guten Morgen liebe Forumsleser, Ich bin ehrenamtliche Hospizmitarbeiterin und habe schon einige Menschen im Sterben begleitet. Sowohl die eine Seite kennengelernt, wenn ich also Abstand habe, sowohl selbst betroffen. So entstehen zwar unsere Muster, aber es sind auch automatisierte Seelenbewegungen. Wir bekommen nie mehr zugemutet als wir aushalten können. In der Pause habe ich mit dem Prälat unterhalten, und ich habe schon länger eine These, die für mich Wirklichkeit ist. Also viel Freude beim sich SELBST auf die Spur kommen in Dänemark oder Sonstwo! L.G bei einem sonnigen Donnerstag [This message has been edited by Marena (edited 04 May 2006).] IP: Logged |
Meike Lalowski Moderator |
posted 08 May 2006 12:26
Liebe Marena, dazu nur einige kleine Nachdenklichkeiten: Erstaunlich, dass wir immer sagen: Kinder brauchen Liebe. Kinder brauchen erst mal keine Liebe, Kinder sind Liebe. Sie brauchen Liebe immer erst dann, wenn sie „schlechte“ Erfahrungen machen, also Schmerzen fühlen. Und jedes Kind wird seine „schlechten“ Erfahrungen machen, das ist der Welt immanent. Dann entwickelt jedes Kind seine eigenen Tanzschritte, trotzdem Liebe zu leben und möglichst Schmerzen zu vermeiden. Genauer müsste ich schreiben: Dann verwickelt sich jedes Kind in seine eigenen Tanzschritte … In der Tat, diese Selbstversicherungen sind irgendwann schlichtweg Kerker. Meist unbewusste Kerker, die wir mit Stärke oder aber zumindest Lustgewinn verwechseln. Der Witz obendrauf: es ist ja beileibe nicht so, dass wir einsam in unseren Mauern sitzen (die im Übrigen rein psychovirtuell sind, was sie noch wirksamer sein lässt als Stacheldraht und Beton). Nein, alle unsere Ängste und Schmerzen tummeln sich dort fröhlich mit und feiern die berühmten Klappe-die-xte … Genau: Leben kann heißen, den ins Unbewusste verdrängten Schmerzen wieder ins Gesicht zu schauen. Leben enthält die Auf-Gabe, alle Gefühle wieder zuzulassen. Dann entdecken wir unsere erwachsenen und unsere weisen Anteile. Die übrigens immer unkomplizierter und unaufgeregter und einverstandener werden. Erstaunlicherweise nehmen so zwar die Emotionen ab, aber die Gefühle werden intensiver und ehrlicher und lebendiger. Wir entdecken, dass wir WIR sind. Mehr geht nicht. Das ist Ent-Wicklung von den Ver-Wicklungen. Gesegnet sind wohl die, die es vor dem Sterben schaffen. Im Sterben wird’s dann konzentriert. Aber letztlich ist jeder Weg ein Weg. Wir können uns nicht wehren: am Ende ist das Knäuel abgewickelt, und dann ist da das reine NICHTS. Das ALLES ist. Juppdidudel! ------------------ IP: Logged |
Sandra Junior Member |
posted 08 May 2006 20:05
Hallo, was heißt denn das : "Die Emotionen nehmen ab, aber sie werden intensiver..." Sind das dann weniger, als ich vermute - irgendsowas wie ne Essenz? Oder gar Gefühle ohne wenn und aber? War nämlich grad in Sachen "Musical" mit einer Bandbreite von Gefühlen konfrontiert, die alle nur darauf basierten "Sei zickig!". Grüße aus Karlsruhe! Sandra IP: Logged |
Meike Lalowski Moderator |
posted 10 May 2006 12:07
Liebe Sandra, das Wortspiel: "die Emotionen nehmen ab, aber die Gefühle werden intensiver" enthält folgende (zugegeben versteckte) Definition: Emotionen sind (um im Bild zu bleiben) das Oberflächentheater, während die Gefühle in der Tat die Essenz betreffen. Ein Beispiel (jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist beabsichtigt und nicht zufällig :-) ): Wenn ich fürchterlich lamentiere, weil meine frisch verheilende Narbe so schmerzt, aber gleichzeitig das Thema: "Ich habe Krebs" abstrakt bleibt, dann schützt das Oberflächenteater mich vor Gefühlen, die ich glaube nicht aushalten zu können. In Deinem Musical ist die zickige Edelprostituierte die Oberfläche, wahrhaftig wird sie in der Sehnsucht nach dem Häuschen im Grünen. Und spüre nach: wie hat es sich angefühlt im Vergleich zu den erotischen und aggressiven songs, dieses Lied zu singen? Und: ist es nicht bemerkenswert, dass Deine Lehrerin genau hier am meisten mit dir gearbeitet hat, damit Du glaubwürdig bist in der Verletzbarkeit unter der starken und zickigen Fassade? Also: welch großartige Erfarung auf der Bühne, die ich ja miterleben konnte. Der Rattenschwanz im wirklichen Leben mag unbequem sein, aber ist natürlich eine grandiose Herausforderung. Toll! Und danke noch mal für das schöne Wochenende in Karlsruhe! ------------------ IP: Logged |
Sandra Junior Member |
posted 10 May 2006 23:01
Liebe Meike, danke für diese differenzierte Ausführung. Ich dachte immer Emotion wäre nur ein anders Wort für Gefühl. Doch nun gilt es wohl, das ganze ins wahre Leben zu transformieren... Dir auch noch Dank für die schöne Zeit in Karlsruhe - ich habe mich sehr gefreut, daß du hier warst und trage seit dem die "Selbstbestimmung" mit mir herum. Grüße IP: Logged |
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