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  Die verschwundene Scheinheiligkeit

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Author Topic:   Die verschwundene Scheinheiligkeit
Meike Lalowski
Moderator
posted 05 October 2004 19:36     Click Here to See the Profile for Meike Lalowski     Edit/Delete Message
Ein Abend derart:

Schreibe ich jetzt ein paar Zeilen an Karl oder gönn ich mir den Tatort oder setze ich dieses schöne Gedicht ins Forum – na guck ich doch erstmal, was da los ist ...

Überraschung: Nix: alles weg!

Kein einziges Topic mehr unter „Lebenslösungen“, alles auf Null.

Verblüffung und dann lautes Lachen.

Kein Bedauern, keine Wut, keine Zweifel (oh, wenn das nun ein Zeichen ist für ...?! ....), nein, nur Lachen und einfach das Gefühl: Dann auf ein Neues!

Hab meinen Administrator Johannes aber doch angerufen, und sein: „Oh, war wohl zu voll, Shitt, kein Backup. Na, dann bete mal, dass ich es wieder zurückholen kann.“ klang nicht superfroh. Und so war er wohl sehr dankbar ob meiner Gelassenheit.

Na, er hat alles wieder zurückholen können, der Gute!, bis auf diese Scheinheiligkeit.

Und da mußte ich schon wieder so lachen: war doch der Grundtenor bei dem Topic+Antwort, dass dieses sich selbst ertappen (oder gar von anderen ertappt werden) bei Scheinheiligkeit wirklich ein obermistiges Gefühl ist! So ziemlich mit das peinlichste Gefühl, verbunden mit peinvoller Scham ...

Na, wenn jemand so über mich denken würde, würde ich auch lieber verschwinden ...

Also, liebe Carmen und liebe Silke (soweit ich mich erinnere gab es von Euch beiden dazu bisher Gedanken): auf ein Neues, bitte, gerne!

Und hier findet Ihr das Gedicht von Wei Wu Wei – es ist so passend zu der vorübergehenden Leere im Forum.


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Meike Lalowski

[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 18 October 2004).]

IP: Logged

Carmen
Member
posted 05 October 2004 20:00     Click Here to See the Profile for Carmen     Edit/Delete Message
Liebe Meike,

prima, die Scheinheiligkeit ist verschwunden !! Das gibt es ja wohl echt nicht.Witzig!
Silke, leider habe ich Deinen Beitrag nicht gelesen.Magst Du ihn nochmal schreiben? Wäre schön.Neuer Topic?

Liebe Grüsse,
Carmen

IP: Logged

Sandra
Junior Member
posted 06 October 2004 12:15     Click Here to See the Profile for Sandra     Edit/Delete Message
Tja, das war wohl seltsam - alles weg!
Radikalschlag?!
Auf ein Neues!?

Auch für mich paßt die verschwundene Scheinheiligkeit, die sich für mich in der "Schauspielerei" verkörpert. Schön viel konstruieren, alles recht machen, bloß nix verkehrt machen, schön lieb sein...Dann wird sich alles fügen!
Denkste!
Schon wieder war's nix!
Das Spiel ist durchschaut!
Und wieder die Kleine, die traurig ist - (Danke Mama für die spontane Soforthilfe und die wahrlich passenden Impulse!!!)

Und die Große? Schmettert dem Übertäter die Töne um die Ohren, daß es nur so donnert und ihn anzufeuern scheint!
Was bedarf es da vieler Gespräche? Die Musik tut ihr übriges...

Und dann konnte ich auch "Normal" sein, mußte nicht mehr leiden, sondern konnte sogar in seinem Beisein fröhlich und lustig sein!

Meine Stimme hat mich zu mir zurückgeführt. Alle Wut und Trauer schleuderte ich ihm mit Bachschen Kolloraturen entgegen. Was für eine Befreiung!

Liebe Grüße
Sandra aus KA

IP: Logged

silke
nicht registriert
posted 06 October 2004 19:00           Edit/Delete Message
Oh Mann, liebe Sandra, wenn ich meine Scheinheiligkeit derart dem „Übertäter“ um die Ohren schmettern könnte, wäre ich echt froh! Ich hatte da mehr ein verstecktes Thema. Viel versteckter als du, Carmen., obwohl ich nicht mehr so genau erinnere, was Du im Detail geschrieben hast.

Jedenfalls dachte ich beim Lesen: na, das ist doch noch gar nichts, wenn wir einerseits heilig reden und andrerseits nicht grad heilig tun. Das ist ja noch bewußt oder zumindest mit Chance auf Bewußtwerden. Ich aber wurde beim Lesen richtig überrollt von der Erinnerung an die „esoterischen“ Zeiten, in denen ich so heilig war und es mir glaubte! (und wahrscheinlich alle nervte, worüber ich aber erhaben war, weil ich ja bewußter war :-)). Also, echt mistiges Gefühl, und richtig peinlich. Und daß diese ganze Scheinheiligkeit sich dann vor soviel Peinlichkeit davon macht, ist wirklich kein Wunder, und auch superwitzig, wenn ich mir das Lachen darüber erlaube. Sollte ich vielleicht mal. Sollten wir vielleicht mal (wo wir uns schon outen) - soviel erstmal erneut von mir dazu mit solidarischen Grüßen! Silke

IP: Logged

Carmen
Member
posted 08 October 2004 19:24     Click Here to See the Profile for Carmen     Edit/Delete Message
Liebe Sandra,
klasse sag`ich nur !!!!Bitte neuen Bericht per eMail oder Brief ;-))

Liebe Silke,

da fühle ich mich auch betroffen.Ja. wir sind doch so bewusst.Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich meine, dass nur wir "Bewusstseinserweiterer" wissen wie "es" geht.Das ist wirklich anmaßend.Mann ,Mann bzw. Frau,Frau, da gibt es massenhaft Scheinheiligkeit.Also bei mir wenigstens stelle ich das immer mehr fest.

Das ist schon eine witzige Geschichte mit der Scheinheiligkeit hier.

Grüsse,
Carmen

IP: Logged

Meike Lalowski
Moderator
posted 14 October 2004 17:20     Click Here to See the Profile for Meike Lalowski     Edit/Delete Message
Immer wieder geschieht es in Seminaren, dass TeilnehmerInnen von anderen als scheinheilig empfunden werden. Und oft dann auch so „enttarnt“ werden.

Das ist jedesmal eine ganz heikle Angelegenheit, denn aller Erfahrung nach ist es so, dass die meisten anderen Schatten deutlich beliebter sind, sogar so eklige Dinge wie Geiz oder Rachsucht oder ähnliche Schweinereien (die übrigens nur durch ein „w“ von Scheinereien getrennt sind, was by the way ein ganz neues Licht auf den „Schweinepriester“ wirft).

Es scheint sich also um einen besonderen Betrug zu handeln, denn es gibt ja eine Menge Dinge, die in einem „Scheinmantel“ daherspaziert kommen: Scheinfreundlichkeit, Scheinverständnis, Scheinliebe ... da gibt es beliebige Varianten.

Aber das mit der Heiligkeit ist eben ein besonderer Schein, erwarten wir dort doch die ganz nahe Nähe zu Gott und damit auch höchste Verläßlichkeit. Und da im Namen Gottes eine Menge Unheil regel-recht hochheilig gehandelt wird, ist der Betrug hoch angesiedelt. Entsprechend empört werden ungerechtfertigte Heiligenscheine von den Köpfen gefegt.

Aber andere zu enttarnen ist erstens einfach, zweitens oft ein Hochgenuß (wir sind doch irgendwie auch gerne teuflisch schadenfroh) und drittens schlichtweg Eigennutz: schützt es uns vor dem eigenen Balken.

Erstaunlich, dass wir so streng mit anderen umgehen und so peinvoll beschämt in der Eigenwahrnehmung reagieren. Denn diese Heiligkeit zum Schein ist doch nur die andere Seite der Medaille, der Sehnsucht nach „Heilsein“. Also betrügen wir uns oder die anderen, um darüber hinweg zu täuschen, dass wir uns alles andere als heil fühlen. Nämlich schuldig, unvollkommen und schlecht. Zum Schämen eben.

Das führt zu kleinen und großen Inquisitionen im Namen Gottes, um die große Not zu verbergen: wir sind so schrecklich, dass wir ganz bestimmt keine Liebe verdienen. Schon gar nicht die von Gott.

Da bietet sich die Projektion an: ich heilig, du sündig. Sie schützt allerdings nicht vor der Hölle, sie ist die Hölle.

Um auf die Seminarsituation zurückzukommen. Wann immer dieses Thema auftaucht, erfordert es ganz besonderes Fingerspitzengefühl. Denn wenn Scheinheilige erstmal tüchtig wütend gemacht haben, tobt die entsprechende Reaktion. Da sind wir dann gefordert: erkennen, benennen, die Scheinheiligen entlasten vom eigenen Spiegelblick. Der Liebe Brücken bauen.

Denn ein Gesichtsverlust macht es noch schwerer, der eigenen Scheinheiligkeit ins Gesicht zu schauen. In dem Sinne: Gnade dem heiligen Schein durch heilende Sicht.


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Meike Lalowski

[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 15 October 2004).]

IP: Logged

markus
nicht registriert
posted 15 October 2004 12:10           Edit/Delete Message
Ka(r)lauer und so weiter:
Schweinepriester sind Scheinepriester und das ist ja wohl zum Weinen, mal abgesehen vom Weihrauch- und Weinepriester ...

IP: Logged

Meike Lalowski
Moderator
posted 16 October 2004 14:45     Click Here to See the Profile for Meike Lalowski     Edit/Delete Message
Ja, so alles liegt nah beieinander: Schein und Wein und Heiligkeit - und die Glückseligkeit der blauen Versprechen trennt auch nur ein kleiner Buchstabe, nämlich das "i": Sehnsucht nach spirit wird so manches mal zur sprit-Versuchung. Das kann dann dazu führen, dass Schweinehund und Kater (am Morgen nach dem verfehlten weil zu flüssigen Abendmahl) schnellsten nach einem Heiligenschein greifen, der Tarnung wegen, womit wir wieder beim Thema wären.

Entschuldige, liebe Scheinheiligkeit, dass wir hier so albern, aber möglicherweise ist es sehr heilsam, Dich auch mal nicht ganz so ernst zu nehmen ... hilft auch gut beim EntSchulden
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Meike Lalowski


[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 31 October 2004).]

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Carmen
Member
posted 16 October 2004 17:15     Click Here to See the Profile for Carmen     Edit/Delete Message
Liebe Meike,
wenn wir irgendwann nicht mehr über uns, die Scheinheiligkeiten und was es sonst so in unserem Leben gibt , lachen können, dann wird es bitter.Mir jedenfalls tut der Humor,wenn auch manchmal Galgenhumor, ziemlich gut.Ich lache gerade nicht sehr viel, weil ich im Moment nicht so viel zu lachen habe.Aber selbst in dieser Phase musste ich neulich über eine Begebenheit, die mir Siggi erzählte, so herzhaft lachen, dass ich selbst ganz froh war, dass es das Lachen gibt.Es tut so gut !

Es grüsst Dich und den Rest des Forums
Carmen

IP: Logged

Marena
Member
posted 16 October 2004 23:00     Click Here to See the Profile for Marena     Edit/Delete Message
Bei der Buchstabenakrobatik fällt mir auch noch was ein.
Wenn wir ein "r" noch reinbringen, wird
SCHREIN daraus.
Ich glaube das haben die Scheinheiligen gemeinsam, (also im Sinne von den Heiligen)
sie können nicht schreien. Ich denke an meine Freundin, die auch am Seminar teilgenommen hat.
Und manchmal ist es einfach unabdingbar mal laut und kräftig
"Scheisse" zu brüllen.
Meine Freundin tut es schon manchmal ganz vorsichtig. :-)
Und die Umgebung staunt. Wie ist das meine Frau, Kollegin, Freundin??????
Ja- willkommen in der Welt

Namaste
Marena

IP: Logged

Meike Lalowski
Moderator
posted 17 October 2004 14:12     Click Here to See the Profile for Meike Lalowski     Edit/Delete Message
Diese Spielereien: Schrein, therapeutisch: wunderbar! (wenn auch für die alltägliche Umwelt möglicherweise etwas irritierend). Schrei(e)n vor einem heiligen Schrein (oder auch Sarg) aber ist mindestens genauso blasphemisch wie Lachen - grad Weinen ist da erlaubt (inniglich).

Wie viele dieser Spielregeln vor Heiligtümern und Heiligensch(r)einen tragen wir in uns? Jede Menge, das zeigt das Leben. Dabei ist es genau so, liebe Carmen: wenn wir herzhaft lachen, sind wir befreit von Leid und Pein, weil wir in dem Moment einfach nicht mehr denken können. Wir sind eben im Herzen und nicht im Verstand. Das gleiche gilt fürs Weinen und Schreien, solange es einfach ist. Sobald wir es allerdings manipulierend einsetzen, ist die Entspannung meist schnell vorbei (der Spaß auch, denn dann wird’s ziemlich schnell Ernst). Das können nicht nur kleine Kinder grandios (sie sind schnell im Lernen des Zusammenhanges von Ursache und Wirkung), sondern eben auch unsere inneren Kinder.

Und aus Deiner Frage zu der Macht des Inneren Kindes hier ein neues topic.


------------------
Meike Lalowski


[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 18 October 2004).]

IP: Logged

Elisabeth
nicht registriert
posted 18 October 2004 18:51           Edit/Delete Message
Mein Schrei'n
vor dem Schrein
ist dem Schwein
eine Pein-
doch nur zum Schein:
denn das Schwein
ist mit Schrei'n
jetzt nicht mehr allein.

Ich finde es klasse, dass die "Scheinheiligkeit" verschwunden war- hatte bei Meike wohl keine Chance...

Schüss!

IP: Logged

Meike Lalowski
Moderator
posted 25 October 2004 22:58     Click Here to See the Profile for Meike Lalowski     Edit/Delete Message
Wie es so passt: frisch gelesen im Literaturkreis, hier besprochen und hier fröhlich zitiert:


Heldin Jane beschreibt die eindrucksvolle Vergebungstaktik ihrer Freundin Martha, als sie beide noch kleine Mädchen waren.

„Martha vergab mir meine Ressentiments. Sie vergab gern. Vergeben war ihr Hobby. Vielleicht war das der Grund, warum sie so gern diskutierte. Fehler müssen erst identifiziert werden, um vergeben werden zu können. Sie rechnete sich ihre Großzügigkeit hoch an. Und ich glaube auch, dass die Milde in Marthas Augen durch ihre kritische Natur nur gewinnen könnte, denn auf diese Weise gelangten immer sehr viele vergebungsheischende Fehler und Schwächen zu ihrer Kenntnis. Es gab so viele, aus denen sie ihre Wahl treffen konnte: bereits als Kind war sie in der Hinsicht eine richtige Expertin.

Jeder in unserer Umbebung konnte als verlässlicher Lieferant von durchaus brauchbaren Allerweltsfehlern gelten, aber Martha war so demokratisch, die alltäglichen, immer wiederkehrenden, gewöhnlichen Situationen, die ihre Nachsicht verlangten, nie als ihrer unwürdig zu erachten. Und wenn ihr jemand gelegentlich einen prachtvollen Ausbruch von wahrhaft Unerwartetem, Exotischen kredenzte, vergab sie auch das. Sie liebte uns, und sie erduldete uns gern.

Ebenso, wie sie anderen vergab und fortfuhr, sie zu lieben, was Martha offenbar auch fähig, sich ihre eigenen Schwächen zu vergeben und sich weiter zu lieben. Es war dies ein Wesenszug, um den ich sie beneidete und den ich mir, ebenso erfolglos wie andere Marthasche Eigenschaften, anzueignen strebte. Das Bewusstsein der eigenen Hochanständigkeit umgab sie rund um die Uhr mit einer liebenswürdigen, schützenden Aura. Sie wirkte so unanfechtbar wie eine Nonne.“

Aus: Cathleen Schine: Darwins Launen – dtv 13044 – 9,50 Euro – sehr empfehlenswert!


------------------
Meike Lalowski

[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 29 October 2004).]

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Viola
Member
posted 26 October 2004 08:38     Click Here to See the Profile for Viola     Edit/Delete Message
Liebe Meike
...Und ist es da ein Wunder, dass ich mit diesem Buch Probleme hatte?! So gut geschrieben, dass mir diese Martha irre auf den Keks ging. Ebenso wie die "Heldin" des Buches, die sich immer wieder(!) auf Martha stürzt,darum kämpft , sich endlich zu verstehen -oder lieb zu gewinnen(?). Kenne ich irgendwo her... Beide...natürlich. Ja, es lohnte sich, dieses Buch zu lesen. Tat aber auch so weh. naja.

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